Vergolden

HIMMLISCH SCHIMMERN DIE TRÄNEN DER SONNE

Seit sechstausend Jahren sind Menschen von diesem edlen Metall fasziniert. Mit glänzendem Gold haben sie ihre Götter verziert und die Götzen garniert, es zum unsterblichen Zeugen aller Kulturen geschmiedet.

BLATTGOLD HERSTELLUNG

Reines Gold oder Goldlegierungen werden geschmolzen und in 2–5 Millimeter dicke Zaine (Barren) gegossen. Zusatzstoffe wie Platin, Silber, und Kupfer geben dem Blattgold die gewünschte Farbe. Die Zaine werden anschließend in noch glühendem Zustand geschmiedet und mehrfach geglüht, um die Geschmeidigkeit des Goldes zu bewahren. Danach wird es zu einem Goldband von etwa der Stärke von Zeitungspapier (ca. 30 Mikrometer) gewalzt und in Quadrate geschnitten. 400 bis 500 dieser Quartiere werden in einer Quetsche zwischen Pergament übereinander gelegt und in mehreren Arbeitsgängen unter Drehen vom sogenannten Goldschläger immer wieder mit einem Federfallhammer bis auf etwa 1 µm geschlagen. Die Blätter werden nach dem Vierteln nun in einer Goldschlägerform zwischen Lagen von präpariertem Ochsenblinddarm (sog. Goldschlägerhäutchen), eingestäubt mit feinstem Fasergips, mit immer schwerer werdenden Hämmern in mühsamer Handarbeit immer weiter geschlagen. Die eben noch zweckmäßige Feinheit der ca. 80 mal 80 (aber auch 60 bis 120) Millimeter großen Goldblätter beträgt danach 100 bis 110 Nanometer.

Blattgold

POLIMENTGLANZVERGOLDUNG

Die Polimentvergoldung oder auch Polimentglanzvergoldung kommt nur in Innenräumen zur Anwendung, da ihre technische Struktur keinen Schutz vor Feuchtigkeit gewährt. Diese Vergoldungsart ist einzigartig, da mit einem Zehntausendstel Millimeter dicken Blattgold Oberflächen geschaffen werden, die von massivem Gold nicht zu unterscheiden sind. Die häufigste Anwendung war in der Frühzeit das Schmücken von Altar und christlichen Figuren. Im Wandel der Zeit wurde es dann für aufwendige Bilderrahmen verwendet. Erste Vergoldungen an Bilderrahmen gab es in der Gotik, als man an dem Wasserschlag (häufig von Kirchen) Verzierungen vergoldet hatte.  Der Höhepunkt in der Vergoldung gab es bei den prunkvollen Louis-XIII-Rahmen.

GRUNDIERUNG

Als Auflage dient der Polimentvergoldung ein Kreidegrund aus Champagnerkreide und Bologneser Kreide die mit organischem Leim gebunden ist. Dieser Kreidegrund wird in mehreren Schichten, meist 4 bis 8 Schichten, aber teilweise auch bis zu 20, aufgetragen. Die Anzahl der Schichten richtet sich nach der Weiterverarbeitung. Die Polierfähigkeit nimmt zu, je mehr Kreidegründe aufgetragen werden. Außerdem sind viele Kreidegründe erforderlich, wenn nach Fertigstellung der Vergoldung noch Punsiert oder Graviert werden soll. Der Kreidegrund wird zuerst nass und dann trocken geschliffen.

Straussenei grundiert und geschliffen

POLIMENTIEREN

Auf den geschliffenen Kreidegrund erfolgt der Polimentaufstrich. Dazu wird ein feiner Bolus (Pigment) von meist roter, gelber oder weisser Färbung benutzt. Dieser Ton wird, nachdem er mit venezianischer Seife (eine Seife auf Olivenölbasis) und organischem Leim (meist Hautleim) oder Eiweiß präpariert wurde, nun Poliment genannt. Nachdem der Polimentanstrich ( 6 Schichten ) aufgetragen und getrocknet ist, wird die Stelle, die nun vergoldet werden soll, mit der „Netze“ (Wasser und 15 bis 30-prozentigem Sprit, (in früherer Zeit auch Branntwein) angefeuchtet. Das Gold wird mit dem Anschießer auf die mit Netze befeuchtete Stelle „angeschossen“. Es wird deshalb ‚angeschossen‘ genannt, da die Netze eine ganz geringe Oberflächenspannkraft hat und somit das Blattgold schlagartig auf die Flüssigkeit schießt. Als Anschießer wird ein flacher Pinsel bezeichnet. Er besteht bei der Verarbeitung von Blattgold meist aus Fehhaar, das zwischen zwei Pappstreifen montiert ist.

Nachdem die gesamte Fläche so vergoldet und anschließend durchgetrocknet ist, kann das Gold mit einem Polierstein“ auf Hochglanz gebracht werden und „VOILA“ hat man nach vielen Arbeitsschritten nun endlich eine wunderschöne und einmalige Goldene Kugel…oder ein vergoldetes Straussen-Ei.

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